Gründung, Historisches

„Zukunft braucht Tradition und hat sie auch verdient!“
(Dr. Norbert Lammert, Bundestagspräsident)

„Tradition ist nicht das Halten der Asche, sondern das Weitergeben der Flamme“.
Thomas Morus (engl. Staatsmann 1478-1535)

Gründung der St. Johannes Schützenbruderschaft

Die älteste erhaltene schriftliche Urkunde datiert aus dem Jahre 1657. Während des Dreißigjährigen Krieges (1618 – 1648) waren bei der Zerstörung des Dorfes alle Schriftstücke verlorengegangen. Fürstbischof Dietrich Adolph von der Recke (1651-1661) gab der Ossendorfer Schützenbruderschaft eine neue Schützenordnung. Diese bestand aus 22 Regeln. Diese Ordnung wurde 1702 und 1785 jeweils durch die amtierenden Fürstbischöfe bestätigt.

Als Schutzpatron erhielt die Bruderschaft den Kirchenpatron Johannes den Täufer. Dem Heiligen zur Ehre und ihren eigenen Seelen zum „Heile und Nutzen“ sollten die Schützen jedes Jahr eine hl. Messe bestellen und auch daran teilnehmen. Auch sollten sie zu Ehren des Patrons ein Wachslicht von vier Pfund opfern und zwar aus den „verhängten Strafen oder aus der allgemeinen Kollekte“. Die hl. Messe sollte am Freitag vor Pfingsten gehalten werden. Wer nicht teilnahm, erhielt eine Strafe von „acht Schilling“.

Die Schützenbruderschaft erhielt auch eine Fahne. Sie war gemalt und trug auf blauer Seide die Gestalt der Tochter des Herodias, die auf einer goldenen Schale das Haupt Johannes des Täufers hielt.

Historisches

Die Schützenbruderschaft bestand früher aus 33 Männern des Dorfes. Sie mussten zum Gewehr tauglich sein und von allen gewählt worden sein. Die Männer sollten bei Einfall von Feinden des Fürstbischofs Land schützen.

Beim Antreten musste jeder Schützenbruder mit einem Feuerrohr und Seitengewehr bewaffnet sein und Schießpulver und das dazu gehörende Blei dabei haben. Die Bruderschaft wurde von zwei Dechanten geführt. Diese wurden von den Schützenbrüdern gewählt und galten als Vorgesetzte. Die Dechanten teilten die Schützen in zwei Rotten ein mit je einem Rottmeister und einem Schießknecht. Ein Trommler und ein Pfeifer gehörten ebenfalls dazu.

Die Bruderschaft musste des Öfteren das Schießen auf eine Scheibe üben; und sollte einmal im Jahr einen König ermitteln der durch ein Kleinod als bester Schütze ausgezeichnet wurde. Den König mussten alle Schützen bei Strafe nach Hause begleiten.

Das Schützenfest fand mit Ausschank von Freibier statt und dauerte bis neun Uhr am Abend. Dann mussten die Schützenknechte auf Anweisung vom Dechant den Zapfen am Fass zuschlagen (Zapfenstreich). Beim Schützenfeste sollte es ehrbar zugehen. Ungehorsam und Schlägereien wurden mit Strafgeldern geahndet.

Schütze sein heißt Schützer sein

Aus der Geschichte lernen – in der Geschichte leben:

Ossendorf, das Dorf im Diemeltal, gelegen an zwei schon im Altertum bekannter Handelsstraßen war schon immer unter dem Segen des Handels, der Händler und Reisenden erblüht, aber das Dorf und vor allem die Menschen hatten auch unter den Kriegswirren, die die durchziehenden Truppen mit sich brachten, zu leiden.

Ossendorf, der Knotenpunkt an den Bundesstraßen 7 und 251, der zentrale Ort zwischen den Eggedörfern und der alten Hansestadt Warburg ist bekanntlich schon im 9. Jahrhundert urkundlich erwähnt worden.

Ossendorf, dieser Ort, der heute 1350 Einwohner hat, das Dorf welches sich besonders durch die rege Neubautätigkeit, die begrünte zurückgebaute Ortsdurchfahrt, seinen weithin sichtbaren Heinturm und seine Vereinsvielfalt auszeichnet, hat als ältesten Verein den Schützenverein in seiner Mitte.

Ossendorf – im Jahre 2007 konnte der 350. Jahrestag der urkundlich verbrieften und besiegelten Statuten der alten Schützenbruderschaft St. Johannes, begangen werden. Diese Urkunde ist der Schützenbrief, welcher am 31. Mai 1657 vom Fürstbischof Adolf von der Recke ausgestellt wurde.
Ossendorf vor über 350 Jahren – was mag das für eine Zeit gewesen sein; nun der Dreißigjährige Krieg war erst einige Jahre vergangen, Ossendorf noch nicht wieder vollständig aufgebaut, das Dorf lag „wüst und leer“, das Vieh war vertrieben worden und die Bevölkerung hatte Schutz im Asseler Wald gesucht. Schützen bzw. bewaffnete Männer in den Dörfern gab es schon länger; aber die Kriegswirren des 30 jährigen Krieges haben vielerorts und so auch in Ossendorf, die alten Urkunden vernichtet.

Die nächste größere Kriegseinwirkung auf das Dorf hatte der Siebenjährige Krieg, welcher den Ossendorfern besonders durch die Schlacht am Heinberg, welche am 31. Juli 1760 hier in Ossendorf stattfand, in Erinnerung bleibt. Unser Dorf hatte wieder stark unter den 7 Kriegsjahren zu leiden; die Männer – die Schützen – wurden zwangsrekrutiert.

In den Napoleonischen Befreiungskriegen der Jahre 1813-1815 waren es wiederum die Ossendorfer Schützenbrüder, die in den preußischen Landsturm und die Landwehreinheiten verpflichtet wurden, um gegen die Franzosen zu Felde zu ziehen.

Ossendorf in der Zeit des Kaiserreichs. Deutschland lag mal wieder mit seinem Nachbarn im Westen im Streit – der Deutsch-Französische Krieg von 1870-1871 wurde vom Zaun gebrochen und erstmals stehen in den Ortslisten auch 4 Tote Soldaten eingetragen. Soldaten die sicherlich auch Schützenbrüder in Ossendorf waren.
1907, ein einschneidendes Jahr im Schützenverein. Peter Löseke war König und nahm sich erstmals eine Frau zur Seite als Königin – ein Novum eine absolute Neuheit in der damaligen Zeit.

Die Kaiserzeit ging mit dem verlorenen I. Weltkrieg 1918 zu Ende; Ossendorf hatte 29 tote Schützenbrüder zu beklagen, die Zeit der sog. Goldenen Zwanziger war hier auf dem Dorf sicherlich nicht so golden, wie in Berlin oder wie in den Schlagern aus dieser Zeit oft besungen wird.

In dieser schweren Zeit , in den Jahren 1931 / 1932 , der extrem hohen Arbeitslosigkeit, der schleichenden Inflation und des zunehmenden Nationalsozialismus wurde unsere Schützenhalle von unseren Großvätern , den Ossendorfer Schützen erbaut. Hier wo die Halle heute steht, hier an dieser Stelle haben fleißige Ossendorfer Männer in den kalten Wintermonaten „in die Hände gespuckt“, zusammengehalten und sind wirkliche Schützer des Brauchtums der Väter , der Heimat und des Glaubens gewesen.

Diesen Männern verdanken wir es, dass wir heute die Halle haben. Mit der damals erbauten Halle besteht noch heute ein steinernes Zeugnis einer wahren Bruderschaft unter den Schützen.

„Einigkeit macht stark“ – so steht es in der Dorfchronik verzeichnet!

Der Nationalsozialismus trieb Deutschland in den II. Weltkrieg. Die Folgen waren verheerend; allein in unserem Dorf starben 61 Männer auf den Kriegsschauplätzen – es waren wiederum Schützen, Brüder, Väter und Ehemänner, die ihr Leben für eine wahnwitzige Idee lassen mussten. Diese Schützen wurden gezwungen, Schützer der Heimat und des deutschen Brauchtums zu sein – sie ließen ihr Leben dafür.
Zu allen Zeiten waren die Schützenbrüder immer wieder – jeder auf seine Art – Schützer und Beschützer; eben Schützer des Glaubens, der Heimat und des Brauchtums.

Aus der Geschichte lernen – in der Geschichte leben – Geschichte aktiv mitgestalten; dass ist es was den Schützen im 21. Jahrhundert ausmacht.

Er, der Schütze auf dem Dorf, braucht nicht mehr mit der Waffe in der Hand gegen Waldeck oder einfallende Feinde zu Felde ziehen, er, der Schütze ist vielmehr aufgefordert, seine Heimat – unser Ossendorf aktiv mitzugestalten nach dem Leitgedanken:
Schütze sein heißt Schützer sein:
Schützer des Glaubens
Schützer der Heimat
Schützer des Brauchtums der Väter.