Bericht aus der Ossendorfer Dorfchronik zum Kriegsende vor 75 Jahren

Von Erwin Dübbert.

In Ossendorf gibt es noch die alte Dorfchronik ab dem Jahre 1801. Immer wieder haben in diese Chronik die einzelnen Chronisten die Ereignisse aus dem Dorf aufgeschrieben. So auch die Ereignisse die sich vor 75 Jahren zum Kriegsende in Ossendorf abgespielt haben. Ortsheimatpfleger und Dorfchronist Erwin-Heinrich Dübbert hat Auszüge daraus zusammengestellt:

„Am 22.2.1945 von 14.00 -15.00 Uhr wurden die Bahnhöfe Warburg und Scherfede durch Bombenabwürfe schwer heimgesucht. Die meisten Leute saßen in den Kellern, als 14.30 Uhr stießen fünf Tiefflieger auf Ossendorf und beschossen das Dorf. Sogleich standen mehrere Wohnhäuser und Stallungen in Brand. Mit Unterstützung der Feuerwehr aus Eissen konnten die Brände nach Stunden gelöscht werden. Zei Einwohner kamen bei dem Bombenangriff ums Leben.

Am Gründonnerstag hörte man die ersten Schüsse fallen, das feuern der Geschütze dauerte noch bis in den zweiten Ostertag an. Am Karsamstag den 30.3.1945 hörte man weiteres Rollen hinter dem Asseler Walde, gegen 10 Uhr war ein kurzer Kampf um Wethen entbrannt und  ca. 10 Häuser brannten dort lichterloh. Jetzt stieg die Angst immer höher, langsam rückten die Panzer von Wethen kommend auf Ossendorf zu und fanden am Mühlenberg deutschen Wiederstand. Nun fuhren ca. 60 Panzer und mehr im Assler Feldweg auf und richteten ihre Rohre auf Ossendorf. Schüsse fielen nur auf dem Heinturm und Umgebung, der kurze Wiederstand am Mühlenberge war gebrochen, da fuhren die Panzer mit Infanterie näher an Ossendorf heran“.

Anschließend berichtete der Chronist über den Einmarsch der amerikanischen Truppen in Ossendorf: „Die Infanterie schwärmte aus und kam langsam näher. Nur einige Schüsse wurden gewechselt, dann rückten die Amerikaner ein. Ein deutscher Soldat fiel, ein Amerikaner wurde verwundet. Immer neue Panzer und Autos mit Mannschaften und Material rückten ein, oder fuhren weiter. Langsam kam die Bevölkerung aus ihren Schlupfwinkeln raus, manche glaubten, nun seien die Gefahren zu Ende, aber es kamen noch viele Unannehmlichkeiten“.

Auch im Dorf ereignete sich so einiges:“ Sofort mussten alle Waffen, Munition und Fotoapparate abgegeben werden. Dann kam die Räumung von 100 Häusern, hauptsächlich Steinbauten, innerhalb 10 Minuten. Die übrig gebliebenen Häuser wurden nun stark belegt mit Einwohnern die zuvor ihr Haus räumen mussten. Der Ausgang wurde nur gestattet von des Morgens 8 bis 10 Uhr des Nachmittags von 15-17 Uhr, aber nur innerhalb des Ortsbereiches“.

Die Versorgungslage war katastrophal; deshalb war sich ein Jeder der Nächste:“ Schon in den ersten Tagen der Besatzung wurden alle Eisenbahnwaggons, ca. bis 600 Waggons, mit Lebensmitteln; Holz, Kohle, usw. alles was auf der Eisenbahn befördert wird, von der Bevölkerung geplündert. Es waren nur wenige die sich hieran nicht beteiligt haben. In der Schützenhalle war ein Lager mit Garn, einer auswärtigen Firma untergebracht, auch dieses wurde restlos fortgeschleppt“

Mitte April 1945 setzte die Rückwanderung ein derer die aus den Großstädten evakuiert waren. Es war ein Bild, was die Welt noch nicht gesehen hat. Mit Pferdefuhrwerken, Handwagen, Schiebekarren, Kinderwagen und alle erdenklichen Beförderungsmittel zogen Menschen und Gepäck durch ganz Deutschland.

Autos waren keine mehr vorhanden, die Eisenbahn zerstört. Welche traurige Bilder konnte am hierbei sehen, durchschnittlich kamen jeden Tag über 1000 Menschen hier durchgewandert. Jede Nacht suchten 4 – 500 Männer, Frauen und Kinder in Ossendorf Nachtquartier, und alle wollten zu essen haben. Die Bevölkerung, hat getan was sie konnte. viele Bauern kochten Essen für ca. 20 Mann, jeden Tag. Zwischen diesem Durcheinander kamen jeden Tag die Russen aus den umliegenden Lägern, setzten sich schon des Morgens früh bei den Bäckern vors Haus und nahmen das Brot fort, wie es aus dem Ofen kam. Für die hiesige Bevölkerung blieb fast nichts übrig. Viele mussten ihr Brot von auswärts holen.

Zur Zeit der Besatzung Ossendorfs, hatten wir ca. 1350 Einwohner, nun wanderten auch die langsam die Zugezogenen in ihre zerschossene Heimat zurück. Unsere meisten Einquartierten waren aus Essen, Eschweiler und Stollberg. Die letzteren konnten nicht so schnell fort, da sie nicht über den Rhein konnten. Alle Brücken über den Rhein waren gesprengt. Soweit der Bericht des damaligen Chronisten über die Kriegswirren um Ostern 1945 in Ossendorf. Der Chronist schließt seinen Bericht ab mit den Worten „Noch immer ist kein Friedensschluss. Keiner weiß was werden soll, hoffen wir das es im Jahre 1946 besser wird und der Appell geht an alle nie wieder Krieg!“.