Juden in Ossendorf

von Ursula Olschewski

1. Einleitung

Mit einer wissenschaftlichen Studie über die Juden in Ossendorf[1], die letztes Jahr im „Jahrbuch Kreis Höxter“ erschienen ist, konnte das in der jüdisch-westfälischen Forschung[2] lange Zeit vernachlässigte Landjudentum exemplarisch ein kleines Stück aufgearbeitet werden. Die Ossendorfer jüdische Gemeinschaft fand freilich schon auch früher das Interesse der Wissenschaft. So lieferte bereits 1989 Rudolf Muhs im Rahmen einer grundlegenden, 19 jüdische Gemeinden im Raum Höxter-Warburg umfassenden Abhandlung einen knappen Einblick in das jüdische Leben in Ossendorf.[3] Diese Informationen finden sich in einigen wenigen Zeilen über das jüdische Gotteshaus in Ossendorf – ergänzt durch eine kurze Nachricht zum jüdischen Friedhof – in dem 1998 erschienenen Werk „Jüdisches Kulturerbe in Nordrhein-Westfalen“ von Elfi Pracht wieder.[4] Weitere auf Muhs und Pracht basierende Hinweise auf Juden und eine Synagoge in Ossendorf sind in den Publikationen von Birkmann/Stratmann und Brocke zu finden.[5]

Warum – so mag sich mancher fragen – wird dieses Thema gerade jetzt wieder aufgegriffen? Dieser Aufsatz ist das Ergebnis der Archivrecherchen für den zweiten Teil des dreibändigen Handbuches der jüdischen Gemeinschaften in Westfalen und Lippe[6], das im Jahr 2001 von dem Paderborner Kirchenhistoriker Prof. Dr. Karl Hengst unter der Verantwortung der Historischen Kommission für Westfalen in Angriff genommen wurde und dieses Jahr in den Buchhandel gelangt. Allein der Teilband zum Regierungsbezirk Detmold mit insgesamt 100 Aufsätzen, darunter sechs zu jüdischen Gemeinschaften, die auf dem Gebiet der jetzigen Stadt Warburg (Warburg, Daseburg, Herlinghausen, Hohenwepel, Ossendorf und Rimbeck) existierten, führt nicht nur die bisher vorliegenden Informationen über jüdische Gemeinschaften zusammen. In den Archiven konnten neue Quellen insbesondere zu den Anfängen jüdischen Lebens aufgespürt und ausgewertet werden und so die Erforschung gerade der kleinen jüdischen Landgemeinden vorangetrieben werden. Die folgenden Ausführungen über die jüdische Gemeinschaft in Ossendorf bis zu ihrer Vernichtung in der NS-Zeit spiegeln die Ergebnisse dieser Arbeit ein kleines Stück wider.

Angeregt von Herrn Erwin Dübbert, dem Ossendorfer Heimatpfleger, möchte diese ein wenig veränderte Version meiner oben erwähnten Studie die Geschichte der jüdischen Gemeinschaft in Ossendorf weiteren Leserkreisen vorstellen.

2. Geschichte der jüdischen Gemeinschaft bis zur Säkularisation des Fürstbistums Paderborn (1802)

Die bisher früheste Nachricht über Juden in Ossendorf stammt aus dem Jahr 1688. Nach einem offiziellen Verzeichnis d.J. war hier zu diesem Zeitpunkt Seligman Isack ansässig[7]. Dieser Quellenfund widerlegt die bisherige Annahme, die ersten Juden seien Ossendorf nicht vor 1700 zugewiesen worden[8]. Ein Verzeichnis der im Jahr 1704 im Fürstbistum Paderborn lebenden vergeleiteten und unvergeleiteten Juden nennt für Ossendorf drei vergeleitete Haushaltsvorstände: Sehligman Isaac[9] mit seiner Frau, sechs Söhnen, vier Töchtern und einen bei ihm beschäftigen Lehrer, ferner den verwitweten Moyses Simon mit einem Sohn und vier Töchtern sowie Jacob Salomon mit seiner Frau, einem Sohn und einer Tochter; Abrahamb Soistman wird darin als unvergeleitet und als „persona vagabunda“ aufgeführt.[10] Das Niederlassungsrecht besaßen nur diejenigen Juden, die vom Landesherrn – hier vom Paderborner Fürstbischof – ein Geleit, d.h. eine Schutzzusage, erhielten. Das Geleit gewährte gegen Zahlung von Schutzgeldern das Recht zur Ansiedlung und zur Ausübung eines Gewerbes, das allerdings auf Geld- und Pfandleihe, Handel und Viehschlachten begrenzt war. Diese Schutzzusage galt für den Haushaltsvorstand, seine Familienangehörigen und – in bedingtem Maß – auch für das Dienstpersonal. Um ein Geleit erwirken zu können, musste der Betreffende seit 1704 ein Vermögen von mindestens 1 000 Reichstalern sowie ein „Führungszeugnis“ der Obrigkeit und der Vorsteher der Judenschaft nachweisen.[11]

Bis 1719 wuchs die jüdische Gemeinschaft in Ossendorf auf fünf Haushalte an. Das Zusammenleben von Juden und Christen im Ort war nicht spannungsfrei. Im Januar 1738 richtete die Judenschaft an den Paderborner Fürstbischof Clemens August von Bayern (1719-1761) einen Beschwerdebrief, in dem sie u.a. über Übergriffe des Pfarrers in Ossendorf klagte. Der Ossendorfer Geistliche habe in der Osterzeit während eines sog. Weiheganges – hierbei handelte es sich um einen Rundgang des Pfarrers durch seine Gemeinde, bei dem er alle Häuser besuchte und segnete – nicht nur die Häuser der Katholiken mit Weihwasser besprengt, sondern habe es gewagt, auch „einige in einem Beckerhause für die Juden das Brod backende Juden sowohl, alß auch das denen jüdischen Ceremonien und Gebrauch nach verfertigte Brod mit dem Weywasser auß einen puren Neyd gantz naß zu besprengen …“[12]. Eine weitere Konfliktquelle lieferten Forderungen, die Ossendorfer Juden für das von ihnen geliehene Kapital stellten. Aus den Jahren 1740 bis 1748 sind Klagen überliefert, die dortigen Juden hätten nicht nur Geldzins erhoben, sondern auch ihr Vieh an die Schuldner in Fütterung gegeben und sich noch zusätzlich „Milchgeld“ auszahlen lassen.[13] Zu diesem Zeitpunkt (1740) waren Hertz Salomon und dessen Vater, Calmon Samson, Abraham Sander, Schmuel Seeligman, Seeligman Moyses und Schmuel Moyses im Besitz eines fürstbischöflichen Geleitbriefes für Ossendorf.[14]

Der allgemeine wirtschaftliche Niedergang breiter Bevölkerungsschichten im Hochstift Paderborn infolge des Siebenjährigen Krieges (1756-1763) erfasste auch die Ossendorfer Juden. Die Kopfschatzlisten aus der zweiten Hälfte des 18. Jahrhunderts, welche die von den Juden des Paderborner Fürstbistums zu entrichtenden Abgaben enthalten, belegen, dass die meisten Ossendorfer Juden in bescheidenen finanziellen Verhältnissen lebten. 1779 stufte man darin vier Haushalte als arm ein, d.h. sie waren für ihren Lebensunterhalt auf die Unterstützung durch andere Gemeindemitglieder angewiesen.[15] Die zunehmende Verarmung wird zudem sichtbar in den Armentestaten, die Juden von den politischen Gemeinden ausgestellt bekamen, so etwa im Mai 1780 die in Ossendorf lebende Witwe Sara und ihr Sohn Salomon Hertzig.[16] Von den elf in Ossendorf ansässigen jüdischen Familien zahlten nach dem Kopfschatzregister von 1789 sechs zwischen 1 Rtlr. und 1 Rtlr. 30 Sgr., während fünf Haushalte darin wieder als arm bezeichnet werden. 1790 führte die Kopfschatztabelle ebenfalls elf Familien auf, von denen vier von Almosen lebten, darunter der Vorsänger mit seiner Familie.[17]

3. Jüdisches Leben in Ossendorf im 19. und beginnenden 20. Jh.

3.1 Rechtliche und sozial-wirtschaftliche Lage

Mit der Gründung des Königreiches Westphalen durch Napoleon für seinen Bruder Jérôme in Kassel erhielten auch die Juden des ehemaligen Fürstbistums Paderborn die volle bürgerliche Gleichberechtigung. Das Emanzipationsdekret vom 27. Januar 1808 hob alle bisherigen Auflagen und Abgaben für Juden auf. So konnten sie sich künftig an jedem beliebigen Ort des Königreiches niederlassen und den Beruf oder das Gewerbe frei wählen. Am 31. März des Jahres ordnete ein Dekret über die Organisation der jüdischen Kultusverhältnisse an, dass „alle Juden dem Nahmen, unter dem sie bekannt sind, einen Beynahmen hinzufügen, welcher der Unterscheidungsnahme ihrer Familie werden soll“.[18] Dieser Anweisung zur Annahme von vererbbaren Familiennamen folgend entschieden sich die Ossendorfer Juden für folgende Namen:[19] Hone Levi für Lieburg, Simon Meyer für Wittgenstein, Meier Coppel und sein Bruder, der Witwer Calmen Coppel für Guthmann, Ephraim Wolf für Nassau, Isack Salomon für Schönholz, Aron Elias für Elienstein, Sussman Meier für Weinberg, Epfraim Leiser für Senior, der Witwer Schlom Herz für Schetmar, Moses David und Samuel Joseph für Westheimer (Wertheimer), Selig Bendix für Löwenstein sowie Joseph Calmen für Gutman. Diese Listen enthalten auch Berufsangaben; danach lebten 20 Ossendorfer Haushalte vom Handel, drei Juden waren zu diesem Zeitpunkt Soldaten. Ferner heißt es darin, Abraham Simon Wittgenstein, Wolf Ephraim Nassau und Isack Salomon Schönholz hätten sich „remplacieren lassen“, d.h. sie hatten einen Ersatzmann zur Ableistung des Wehrdienstes gestellt. 1810 gab es in Ossendorf 13 jüdische Haushalte mit insgesamt 67 Personen.[20]

Zu Beginn des 19. Jahrhunderts oblag die Unterstützung der Dorfarmen – aus dem Gemeindeetat des Jahres 1809 geht hervor, dass es in Ossendorf eine arme jüdische Familie gab – sowie der durchreisenden Armen allen Gemeindemitgliedern. Sie sollte jedoch nach Belieben geleistet werden.[21] Seit den 30er Jahren des 19. Jhs. existierte in Ossendorf eine „Chewra Kaddischa“. Es handelte sich dabei um einen Verein, der sich um die Beerdigung seiner Mitglieder und anderer Juden kümmerte. Seine in hebräischer Sprache verfassten Statuten sind erhalten geblieben.[22]

Trotz der bereits allerorten eingesetzten Abwanderung war die jüdische Gemeinde in Ossendorf nach der Zählung der jüdischen Bevölkerung Preußens 1843 auf 96 Personen angewachsen[23]. Hinzu kamen noch Juden aus Rimbeck, Scherfede, Nörde und teilweise aus Menne, die bis 1853 die Synagoge in Ossendorf aufsuchten. Die Auswanderung begann bereits 1830 mit Abraham Guthmann, der mit unbekanntem Ziel fortzog. 1835 wanderte Matthias Wittgenstein nach Amerika aus. Ob auch seine Eltern und Geschwister mit ihm zusammen Ossendorf verließen, ist unklar, denn sie tauchen nochmals namentlich im Zusammenhang mit dem Auswanderungsantrag von Simon Wittgenstein auf. Dieser ging – angeblich zusammen mit seinen Eltern – vor 1847 ebenfalls nach Amerika. Im Jahr 1838 kehrten auch Samuel Wittgenstein und seine Eltern Jacob und Ferdinande Wittgenstein geb. Cohn, Ossendorf den Rücken zu; auch sie ließen sich in Amerika nieder. 1842 verließ Simon Guthmann mit unbekanntem Ziel seine Heimat. Nach Amerika zogen 1849 der 20-jährige Ruben Salomon sowie 1863 der 17-jährige Joseph Salomon, wobei seine Familie bereits zwei Jahre zuvor nach Verden/Hannover umgesiedelt war. 1864 wanderte der gebürtige Ossendorfer Johann Lichtenstein – er lebte inzwischen im Nachbardorf Menne –, ebenfalls nach Amerika aus. Ein Jahr später folgte ihm mit demselben Ziel sein 20-jähriger Bruder Sostmann Lichtenstein. Aus dem Dorf Menne zählte ferner 1840 der 21-jährige Michel Guthmann zu den Amerikaauswanderern.[24]

Mitte des 19. Jahrhunderts änderte sich die wirtschaftliche Struktur der Ossendorfer Juden deutlich. Laut der Abteilungsliste für den Wahlbezirk der Synagogengemeinde Warburg von 1859[25] gehörten die Ossendorfer Levi Rosskamm (Haus Nr. 52) mit 36 Rtlr. 27 Sgr. 6 Pf. und Simon Wittgenstein (Nr. 20) mit 27 Rtlr. 20 Sgr. 6 Pf. der ersten Klasse an. Zur zweiten Klasse zählten Ephraim Nassau (Nr. 28) mit 15 Rtlr. 19 Sgr. 1 Pf. und Levi Guthmann (Nr. 94) mit 12 Rtlr. 26 Sgr. 1 Pf. In der dritten Klasse befanden sich sieben jüdische Haushaltsvorstände aus Ossendorf. Nach der Vermögensklassifikation von 1869[26] gehörten Levi Rosskamm mit 42 Rtlr. weiterhin der ersten Abteilung und der zweiten mit 30 Rtlr. Simon Wittgenstein an. Die dritte Abteilung spiegelt den wirtschaftlichen Abstieg von Ephraim Nassau und Levi Guthmann wider. In einem Brief der Ossendorfer Haushaltsvorstände an die Regierung von 1862[27] werden die jüdischen Einwohner in Menne und Nörde als arm bezeichnet und müssten daher von den Ossendorfer Juden finanziell unterstützt werden. Auch die wirtschaftliche Situation der Ossendorfer Familien verschlechterte sich stetig, denn 1875 rechnete man die meisten von ihnen der dritten Klasse zu.[28]

3.2 Innergemeindliche Entwicklungen

Ein Hinweis auf die Existenz einer Synagoge in Ossendorf findet sich in den Warburger Rabbinatsakten für 1775. Ein dort unter diesem Datum überlieferter Vorfall in der Ossendorfer Synagoge[29] zeigt, dass das Zusammenleben innerhalb der jüdischen Gemeinschaft nicht frei von Spannungen war. Danach sollen vier Ossendorfer Gemeindemitglieder dem dortigen Lehrer R. Meir während des Gebetes in der Synagoge so heftig geschlagen haben, dass seine blutige Kopfwunde behandelt werden musste. Von den Beschuldigten, die bereits von der Regierung mit jeweils 1 Gr. Strafe belegt worden seien, erschien in Warburg nur Jokel Levi. Der Kläger Meir gab zu Protokoll, er wolle den Prozess gegen die Beschuldigten erst nach Beendigung seiner Tätigkeit in Ossendorf fortführen, da er sonst dort nicht mehr wohnen könnte und auch sein Gehalt nicht weiter bekommen würde.[30] Ein weiterer Konflikt betraf die Besetzung der Gemeindeämter. Die Ernennung Meyer Gutheims zum Gemeindevorsteher und Simon Wittgensteins zum Adjunkt stieß bei dem Ossendorfer Kantor Josua Lichtenstein auf Ablehnung, denn – wie es in einem von Gutheim und Wittgenstein unterschriebenen Brief vom 14. März 1813 zu lesen ist – erkenne der Kantor sie beide nicht an und lasse sich von ihnen auch nichts sagen. Drei Tage später richteten sieben Ossendorfer Gemeindemitglieder einen Brief an das Königlich westfälische Konsistorium der Israeliten in Kassel, eine in der napoleonischen Zeit gegründete staatliche jüdische Organisation, der die Juden im Königreich Westphalen unterstanden. Darin äußerten die Unterzeichneten ihren Unmut über das Verhalten von Simon Wittgenstein. Dieser behaupte nämlich nicht nur, er sei zum Vorsteher eingesetzt worden, sondern verhalte sich auch noch ungebührlich in der Synagoge und verbiete dem Kantor dort gar das Singen. Daher ersuchen sie das Konsistorium, Wittgenstein das von ihm angemaßte Vorsteheramt zu entziehen. Am 3. Juni 1813 fand in Ossendorf die Vorsteherwahl statt, dessen Ergebnis allerdings offen blieb. Denn während laut dem Protokoll dieser Vorsteherwahl die meisten Wähler für Seligmann Löwenstein stimmten, meldeten am 20. Juni d.J. zwei Vertreter der Ossendorfer Gemeinde nach Warburg, dass Simon Wittgenstein die meisten Stimmen erhalten habe.[31]

Bis zum Erlass des Gesetzes über die Verhältnisse der Juden am 23. Juli 1847, in dem die bis dahin nur als private Vereine geduldeten jüdischen Religionsgemeinschaften den Status einer juristischen Person erhielten, blieb es dem Einzelnen überlassen, ob er der jüdischen Gemeinde seines Ortes beitrat oder nicht.[32] So besuchten 1843 auch die Juden aus Rimbeck, Scherfede und Nörde die Synagoge in Ossendorf; insgesamt fühlten sich ihr 135 Personen angehörig.[33] Infolge der Umsetzung des Gesetzes von 1847 kam es zur Verhandlungen über die zu bildenden Synagogenbezirke. Laut einer Auflistung der jüdischen Gemeinden des Bezirkes Warburg von 1847[34] lebten in Ossendorf neun jüdische Haushalte mit 53 Personen. Am Rande dieser Liste ist vermerkt, dass die Juden zu Ossendorf beabsichtigten, einen eigenen Gemeindebezirk zu bilden. Diese Liste macht auch die persönliche Bindung einzelner Personen oder ganzer Familien zu einer bestimmten jüdischen Gemeinde deutlich. Darin heißt es nämlich, dass die in Scherfede ansässigen vier jüdischen Familien mit insgesamt zwölf Personen wünschten, zur Ossendorfer Gemeinde zu gehören. Ähnlich verhielt es sich mit den 19 Rimbecker Juden, die in drei Familien lebten, sowie mit den sieben Angehörigen einer jüdischen Familie in Nörde. In Menne hingegen hatten sich die acht Personen der Familien Jacob Nathan und Hirsch Lichtenstein Ossendorf angeschlossen, während Jacob Meinberg mit fünf Familienangehörigen die Gottesdienste in Großeneder besuchte. 20 Juden aus Hohenwepel gehörten zu diesem Zeitpunkt zwar formal zu Ossendorf, gingen jedoch zur Synagoge in Großeneder. Auch von den 18 Juden in Bonenburg nahmen drei in Ossendorf an den Gottesdiensten teil.[35] Wohl mit Blick auf die angestrebte Bildung eines eigenen Synagogenbezirkes errichteten die Juden in Ossendorf im Jahr 1849 mit einem nicht unerheblichen Kostenaufwand eine neue, wesentlich größere Synagoge an der Rimbecker Str., die etwa 120 Personen Platz bot.[36] Der Plan der Ossendorfer Juden, einen selbstständigen Synagogenbezirk zu bilden, zerschlug sich bald, denn nach dem Statut der Synagogengemeinde Warburg von 1855 bildeten sie zusammen mit ihren in Nörde und Menne lebenden Glaubensgenossen ebenso wie die Juden aus Rimbeck zusammen mit denen aus Scherfede Filialgemeinden von Warburg. Dass diese Neuregelung nicht strikt eingehalten wurde, zeigt sich darin, dass 1862 die Juden aus Hohenwepel – sie gehörten offiziell zur Synagogengemeinde Warburg – den Gottesdiensten in Ossendorf beiwohnten.[37]

Die Bildung eines Synagogenbezirkes mit Ossendorf als synagogalem und schulischem Zentrum nahm erst 1862 konkrete Züge an, als auch die Juden aus Hohenwepel endgültig für dieses Vorhaben gewonnen werden konnten. In diesem Jahr richteten zwölf Ossendorfer und vier Hohenwepeler jüdische Haushaltsvorstände einen gemeinsamen Antrag an die Regierung in Minden mit der Bitte um Neuregelung der Gemeindeverhältnisse. Nach Meinung der Antragsteller sollten die Juden in Rimbeck und Scherfede zusammen mit ihren Glaubensgenossen in Ossendorf und in Hohenwepel zu einer eigenständigen Synagogengemeinde vereinigt werden und sich so finanziell stärker als bisher am Etat der Ossendorfer Gemeinde beteiligen. Die Rimbecker und Scherfeder Juden würden nämlich ihre schulpflichtigen Kinder weiterhin nach Ossendorf zur Schule schicken, aber lediglich 70 Rtlr. zum Gehalt des Lehrers beitragen. Die übrigen finanziellen Lasten wie etwa die Kosten für die Wohnung des Lehrers, die Reparaturen der Schule und der Synagoge, die auch von den Hohenwepeler Juden aufgesucht würde, müssten von den Ossendorfer Juden allein getragen werden, darunter von drei Haushaltsvorständen, die keine schulpflichtigen Kinder hätten. Durch eine solche Neuregelung könnte auch das Wohlstandsgefälle zwischen den Gemeinden ausgeglichen werden. Denn während in Hohenwepel einige wohlhabende jüdische Familien ansässig seien, lebten in Nörde und Menne nur mittellose Glaubensgenossen, die von den Ossendorfer Juden finanziell unterstützt werden müssten.

Bereits im Oktober 1862 verfasste die jüdische Gemeinde in Ossendorf Statuten sowie eine Synagogenordnung für die neu zu bildende Hauptgemeinde Ossendorf. Im Jahr 1864 stimmten der Vorstand und die Repräsentantenversammlung der Warburger Synagogengemeinde den Trennungsabsichten der Gemeinden Ossendorf, Nörde, Menne, Hohenwepel, Rimbeck und Scherfede zu. Während aber die Hohenwepeler Juden im Oktober 1864 definitiv verkündeten, doch weiterhin bei der Warburger Synagogengemeinde verbleiben zu wollen, erklärten die Rimbecker und Scherfeder Haushaltsvorstände im Mai 1865, sie würden einer zu bildenden Synagogengemeinde Ossendorf beitreten, wenn folgende Bedingungen erfüllt würden: Die Etats der Gemeinden Ossendorf und Rimbeck-Scherfede sollten weiterhin getrennt bleiben; die Beteiligung am Gehalt des Ossendorfer Lehrers wollte man auf die Dauer der Tätigkeit des bereits angestellten Lehrers beschränken; die Statuten sollten von allen Mitgliedern der künftigen Synagogengemeinde Ossendorf beraten werden. [38] Die geplante Bildung einer Synagogengemeinde Ossendorf kam jedoch nicht zustande. Während die Filialgemeinde Rimbeck-Scherfede 1876 gegenüber dem königlichen Amt zu Warburg ihre Trennung von der Hauptgemeinde Warburg ankündigte, entschlossen sich die in Ossendorf ansässigen jüdischen Haushaltsvorstände Levis Wittgenstein, J. Herzstein, Salomon Guthmann, Salomon Lichtenstein, Levi Löwenestein, N. N. Mosheim und Julius Herzstein erst 1883/84 zu diesem Schritt. 1892 entschied der damalige Landrat, dass dem Antrag der Ossendorfer Juden auf Errichtung einer eigenständigen Synagogengemeinde aufgrund der geringen Mitgliederzahl – in Ossendorf lebten inzwischen nur noch sechs männliche volljährige jüdische Einwohner – nicht stattgegeben werden könne.[39] Das jahrzehntelange Ringen um Selbstständigkeit führte 1901 mit der von der Regierung in Minden genehmigten Abtrennung der bis dahin zur Hauptgemeinde Warburg gehörenden jüdischen Gemeinden (mit Ausnahme von Daseburg und Rösebeck) zwar zum Erfolg, dieser währte jedoch nicht lange. Denn die infolge der Auswanderung immer kleiner werdende Ossendorfer Gemeinde erwies sich als kaum lebensfähig. Mit 21 Mitgliedern im Jahr 1905 wird Ossendorf im Statistischen Jahrbuch deutscher Juden als Filialgemeinde von Rimbeck geführt.[40] Im ersten Drittel des 20. Jhs. entwickelte sich die Zahl der jüdischen Einwohner in Ossendorf infolge der Veränderungen in der Infrastruktur und der Auswanderung jedoch stark rückläufig, so dass der regelmäßige Gottesdienst eingestellt werden musste. Im Jahr 1910 berichtete der damalige Rimbecker Synagogenvorsteher an den Warburger Amtmann, dass die dortigen Gottesdienste auch von den Juden aus Ossendorf besucht würden.[41] Das Synagogengebäude in Ossendorf wurde in den 1920er Jahren abgebrochen. In den 30er Jahren des 20. Jahrhunderts nahmen die in Ossendorf lebenden Familien Diekhoff und Steeg an den Gottesdiensten in der Synagoge in Warburg teil.

3.3 Der jüdische Friedhof

Aus einer noch erhaltenen Liste der Ein- und Ausgaben der Synagogengemeinde Ossendorf geht hervor, dass sie 1809 noch keinen eigenen Begräbnisplatz besaß.[42] Die Toten bestattete man zu dieser Zeit auf dem jüdischen Friedhof in Warburg, für den jede Ossendorfer Familie jährlich 16 Sgr. aufbringen musste. In den Warburger Rabbinatsakten findet sich für 1810 ein Eintrag, dass nach Auskunft des damaligen Vorstehers der jüdischen Gemeinde in Ossendorf Meyer Gutheim der am 8. Januar d.J. verstorbene Sohn von Aron Elienstein, Heynemann, am 9. Januar auf dem Warburger Friedhof begraben wurde.[43] Die erste Beerdigung auf dem jüdischen Friedhof in Ossendorf hat wohl erst 1866 stattgefunden. Der jüdische Friedhof in Ossendorf ist 2 497 m² groß und befindet sich auf dem Rabensberg weit außerhalb des Dorfes.[44] Er wurde in der NS-Zeit geschändet.[45] Die in dieser Zeit entstandenen Beschädigungen hat die politische Gemeinde Ossendorf nach dem Zweiten Weltkrieg auf eigene Kosten beseitigen lassen.[46] Heute sind dort noch 29 Grabstätten, darunter einige der Familie Roskam aus Rimbeck. Für die Pflege des jüdischen Friedhofes, der seit 1985 in der Denkmalliste eingetragenen ist, sorgt die Stadt Warburg.[47]

3.4 Die schulische Unterweisung der jüdischen Kinder

Die erste in den Quellen greifbare Nachricht über einen nicht namentlich bekannten Schulmeister, den Sehligman Isaac in Ossendorf für seine Kinder angestellt hatte, datiert von 1704.[48] In den 70er Jahren des 18. Jahrhunderts beschäftigte die jüdische Gemeinde in Ossendorf einen Lehrer, für dessen Gehalt und Verpflegung sie aufkam.[49] 1809 gab es in Ossendorf vier Schulkinder, die am Unterricht der christlichen Schule teilnahmen. Einen Teil der anfallenden Unterrichtskosten zahlte man aus dem gemeinsamen Gemeindeetat, für den Rest mussten die Eltern mit 3 Rtlr. 3 Sgr. für jedes Kind aufkommen.[50] Die religiöse Unterweisung erfolgte vermutlich privat in den einzelnen Familien. Ob die Eltern bis dahin selbst oder Privatlehrer den Religionsunterricht erteilten, ist nicht immer bekannt. 1862 heißt es in einem Brief der jüdischen Haushaltsvorstände aus Ossendorf an die preußische Regierung, dass der dortige jüdische Lehrer auch die schulpflichtigen Kinder aus Rimbeck, Scherfede und Hohenwepel unterweise. Der Schulunterricht finde an vier Tagen in der Woche in Ossendorf und an zwei Tagen in Scherfede statt. 1865 erteilte Lehrer N. N. Leiser, für dessen Besoldung die Ossendorfer Juden 120 bis 160 Rtlr. und die Rimbecker zusammen mit den Scherfeder Juden 80 Rtlr. entrichteten, an einem Tag in der Woche in Scherfede und an den übrigen Tagen in Ossendorf den Elementar- und Religionsunterricht.[51] Im Jahr 1910 – inzwischen gehörte Ossendorf der Synagogengemeinde Rimbeck an – nahmen die jüdischen Kinder am dortigen Unterricht teil.[52]

4. Von der Verfolgung bis zur Vernichtung in der NS-Zeit

Im Jahr 1938 lebten in Ossendorf nur noch die Familien Diekhoff und Steeg sowie seit Ende des Jahres 1937 Kurt Meininger. Letzter war im April 1937 von Nieheim nach Bredenborn gezogen und von dort im Dezember d.J. nach Ossendorf. Informationen über die Repressalien gegen die Ossendorfer Juden liefert u.a. der offizielle Bericht des Amtsbürgermeisters Warburg-Land an den Landrat des Kreises Warburg vom 18. November 1938.[53] Darin schildert dieser das Ausmaß der Zerstörungen am Wohnhaus von Philipp Steeg während der Pogromnacht folgendermaßen: „Das Haus ist sehr stark beschädigt. Es wurde zum größten Teil abgedeckt. Fensterrahmen und Türen wurden beschädigt. Die Treppe zum Dach herausgerissen. Gesamtschaden etwa 800,- RM.“ Ferner erwähnt der Bericht Beschädigungen an Möbeln, Betten und weiteren kleinen Einrichtungsgegenständen im Haushalt der Familie Steeg in Höhe von 400,- RM. Abschließend heißt es, es sei weder jemand ums Leben gekommen, noch sei jemand verletzt oder misshandelt worden. Auch Diebstähle und Plünderungen seien nur in geringem Umfang vorgekommen, die Täter unbekannt geblieben. Berichtet wird ferner von der „Sicherstellung“ der Chronik der jüdischen Gemeinde Ossendorf, die sich im Haus von Philipp Steeg befunden hatte. Die beschlagnahmte Chronik ist seitdem verschwunden. Dem Bericht ist ferner zu entnehmen, dass Josef Diekhoff in Haft kam.[54] Anschließend verschleppte man ihn nach Buchenwald. Nach der Entlassung aus Buchenwald kehrte Josef Diekhoff nach Hause zurück und arbeitete bis 1941 in einer Warburger Papierfabrik. Die Ausschreitungen während der Pogromnacht brachten die Familie Steeg in eine finanzielle Notlage. Hinzu kam, dass sich das Ehepaar Philipp (geb. 1899 in Daseburg) und Lina Steeg geb. Löwenstein (geb. 1903) von seinen Kindern trennen musste. Infolge des Ausschlusses aller jüdischen Kinder vom Besuch öffentlicher Schulen durch den Erlass vom 15. November 1938 nahm das Jüdische Waisenhaus in Paderborn, das sich seit Oktober 1939 in der Trägerschaft der Reichsvereinigung der Juden in Deutschland befand und als Privatschule weiter bestehen durfte, auch die Kinder der Familie Steeg aus Ossendorf auf. Die 13-jährige Margot Steeg kam am 1. Dezember 1939 aus dem Waisenhaus nach Ossendorf zurück, ebenso ihre Schwestern Irmgard (geb. 1927) und Gerda (geb. 1931) Anfang Dezember 1941, nachdem im Oktober d.J. der Reichsführer SS das Verbot der jüdischen Auswanderung erlassen hatte.[55] Während es Margot Steeg noch gelang, nach Israel auszuwandern, wurden ihre Eltern und ihre Schwestern Irmgard, Gerda und Helga (geb. 1938) am 13. Dezember 1941 nach Riga verschleppt. Dort ist Helga Steeg ermordet worden. Nach der Evakuierung des KZs Riga im Jahr 1944 brachte man Lina Steeg sowie ihre beiden Töchter Gerda und Irmgard auf einem Schiff nach Danzig. Von dort aus ging es weiter zu Fuß in das KZ Stutthoff, wo alle drei am 9. August registriert wurden. Dies ist das letzte Lebenszeichen von Lina, Gerda und Irmgard Steeg.[56] Nur von Gerda Steeg sind das genaue Todesdatum und der Todesort bekannt: Sie kam am 31. Oktober 1944 in Stutthof um.[57] Philipp Steeg wurde von Riga weiter nach Buchenwald deportiert und dort am 16. August 1944 registriert. Die Angaben zu seinem letzten Lebenszeichen variieren zwischen dem 21. August 1944[58] und dem Jahr 1945.[59] Die Datenbank in der Holocaust-Gedenkstätte in Yad Vashem verzeichnet ein weiteres Kind der Eheleute Philip und Lina Steeg, Ruth (geb. 1931), als Opfer des Holocaust.[60] Die landesweiten Deportationen erfassten auch vier Mitglieder der Familie Josef und Klara Diekhoff. Am 13. Dezember 1941 wurden Josef Diekhoff (geb. 1900 in Lichtenau), seine Frau Klara geb. Schönemann (geb. 1895) und ihre beiden Kinder Hannelore (geb. 1927) und Heinz Harry (geb. 1930) über Bielefeld nach Riga deportiert. Dort verlieren sich ihre Spuren; die ganze Familie Diekhoff gilt seitdem als verschollen.[61] Ein weiteres Mitglied der Familie Diekhoff, die Hausfrau Susanna geb. Meierzon, wurde 1942 in Auschwitz ermordet.[62] Auch Grete Schönemann (geb. 1897), die Schwester von Klara Diekhoff, hatte man nach Auschwitz verschleppt. Sie gilt seitdem als verschollen.[63] Der Versuch Kurt Meiningers, durch wiederholten Ortswechsel den Verfolgungen der Nationalsozialisten zu entkommen, scheiterte. Er wurde nach Warschau verschleppt und später für tot erklärt. Zu den Opfern des Holocaust zählen sechs weitere Personen jüdischen Glaubens aus Ossendorf. Emma Herzstein (geb. 1880) erlag am 27. März 1944 in Theresienstadt den dortigen Arbeitsbedingungen.[64] Sally Moses (geb. 1873) lebte in Berlin und wurde von dort 1942 nach Riga deportiert. Seitdem gilt er als verschollen.[65] Auch Rosette Abel geb. Löwenstein ließ sich in Berlin nieder. Ebenfalls 1942 wurde sie nach Theresienstadt verschleppt, wo man sie am 27. Aug. 1942, zehn Tage nach ihrer Ankunft dort, ermordet hat.[66] Frieda Pariser geb. Schöneman (geb. 1896) hielt sich in Dortmund auf und musste die Todesfahrt nach Riga antreten, wo sie 1942 umgebracht wurde. Carl (geb. 1875) und Siegmund (geb. 1873) Schettmar wohnten in Gelsenkirchen. Angaben zu Todesort und -datum beider fehlen.[67]

5. Ausblick

Trotz der vielen aus den Archiven neu gewonnenen Informationen, die die Geschichte der jüdischen Gemeinschaft in Ossendorf bereichern, kann deren Erforschung nicht als abgeschlossen betrachtet werden. Diese Abhandlung liefert einen wissenschaftlichen Zwischenstand, die Ermittlung und Präsentation weiterer Details bleiben künftigen Publikationen vorbehalten. Die wichtigste Voraussetzung hierfür ist die Erschließung des umfangreichen, weitgehend als Handschriften vorliegenden Archivmaterials. Die vorliegenden Quelleneditionen zum Hochstift Paderborn[68] oder zur Lippe[69] bedürfen daher dringend des Ausbaus. Denn die erfreulich große Zahl an Publikationen, die seit 1988, dem 50. Jahrestag der Pogromnacht vom 9. November, vorgelegt wurde, weist eine zeitliche Gewichtung im Hinblick auf die NS-Zeit auf. Die frühe Neuzeit sowie das 19. und frühe 20. Jahrhundert der jüdisch-westfälischen Geschichte gelangten hingegen nur langsam in den Blick der regionalen Forschung. Entsprechende Abhandlungen liegen inzwischen z.B. für das Hochstift Paderborn, das Fürstentum bzw. die Grafschaft Lippe, die Fürstabtei Corvey, das Fürstbistum Minden oder die Grafschaft Ravensberg. Andere, mehr oder minder umfangreiche Studien nehmen ganz Westfalen oder ausgewählte Regionen wie den Kreis Höxter, die ostwestfälischen Landkreise Lübbecke und Halle oder das Gebiet zwischen Rhein und Weser in den Blick[70].

Die Paderborner Forschungsstelle „Jüdische Geschichte in Westfalen und Lippe“ macht es sich daher zur Aufgabe, weitere Quellen zu edieren, um so die Basis für künftige wissenschaftliche Untersuchungen zum Landjudentum bis zu dessen Vernichtung in der NS-Zeit zu erweitern. Der erste Quellenband befindet sich in Bearbeitung und wird noch in diesem Jahr erscheinen, ein weiterer wird im nächsten Jahr folgen.

[1] Ursula Olschewski, Die Geschichte der Juden in Ossendorf. In: Jahrbuch Kreis Höxter 2006, Paderborn 2005, 114-128.

[2] Siehe hierzu Ursula Olschewski, Die Erforschung der jüdisch-westfälischen Geschichte. Ein Bericht. In: Jahrbuch für mitteldeutsche Kirchen- und Ordensgeschichte 1 (2005) 107-114; Karl Hengst, Forschungsprojekte zur Geschichte und Kultur der Juden in Deutschland. Ein Lagebericht. In: Ebd., S. 115-119.

[3] Rudolf Muhs, Zur Geschichte der jüdischen Gemeinden und Synagogen im Raum Höxter-Warburg vor 1933. In: Jahrbuch 1989 Kreis Höxter, Höxter 1988, S. 211-228, hier S. 220 mit einem Foto des jüdischen Friedhofes in Ossendorf auf S. 221.

[4] Elfi Pracht, Jüdisches Kulturerbe in Nordrhein-Westfalen. Teil III: Regierungsbezirk Detmold (= Beiträge zu den Bau- und Kunstdenkmälern von Westfalen, Bd. 1.1), Köln 1998, S. 230f.

[5] Günter Birkmann / Hartmut Stratmann, Bedenke vor wem du stehst. 300 Synagogen und ihre Geschichte in Westfalen und Lippe, Essen 1998, S. 165; Michael Brocke (Hg.), Feuer an Dein Heiligtum gelegt. Zerstörte Synagogen 1938: Nordrhein-Westfalen, erarbeitet vom Salomon Ludwig Steinheim-Institut für deutsch-jüdische Geschichte (= Gedenkbuch der Synagogen Deutschland 1938), Bochum 1999, S. 591 u. 644.

[6] Historisches Handbuch der jüdischen Gemeinschaften in Westfalen und Lippe. Teilband 1: Regierungsbezirk Arnsberg, hg. v. Frank Göttmann (in Vorbereitung), Teilband 2: Regierungsbezirk Detmold, hg. v. Karl Hengst unter Mitarbeit v. Ursula Olschewski, Teilband 3: Regierungsbezirk Münster, hg. v. Franz-Josef Jakobi und Peter Johanek (beide erscheinen 2006).

[7] StaatsA Münster, Oberamt Dringenberg Nr. 162.

[8] Vgl. Muhs, Zur Geschichte der jüdischen Gemeinden, S. 220.

[9] Dieser ist wohl identisch mit dem zum Jahr 1688 Genannten. Die Namensform richtet sich jeweils nach der in den Archivalien vorgefundenen Schreibweise.

[10] StaatsA Münster, Fstm. Paderborn Hofkammer Nr. 3310.

[11] Dina van Faassen, Juden im Paderborner Land im 17. und 18. Jahrhundert. (= Themenhefte des Historischen Museums des Hochstifts Paderborn), Wewelsburg 2000, bes. 5f.

[12] BistumsA Paderborn, Nr. 165 (rot). Vgl. auch Dina van Faassen, „Das Geleit ist kündbar“. Quellen und Aufsätze zum jüdischen Leben im Hochstift Paderborn von der Mitte des 17. Jahrhunderts bis 1802 (= Historische Schriften des Kreismuseums Wewelsburg 3), Essen 1999, S. 309f., Zitat S. 310.

[13] Vgl. Martha Evers, Die Geschichte der Juden in der Stadt Warburg zur fürstbischöflichen Zeit, (Diss. Münster 1920), Warburg 1978, passim.

[14] Im StadtA Warburg, Coll. Ros. VIII 3 befindet sich ein Verzeichnis der im Fürstbistum Paderborn vergeleiteten Juden von 1740.

[15] StaatsA Münster Fstm. Paderborn, Geh. Rat Nr. 1362.

[16] Dina van Faassen, „Das Geleit ist kündbar“, S. 256 Anm. 8.

[17] StaatsA Münster Fstm. Paderborn, Geh. Rat Nr. 1368.

[18] Das Dekret ist im Paderbornschen Intelligenzblatt Nr. 16 vom 16. April 1808 veröffentlicht. Vgl. auch Margit Naarmann, Die Paderborner Juden 1802-1945. Emanzipation, Integration und Vernichtung. Ein Beitrag zur Geschichte der Juden in Westfalen (= Paderborner Historische Forschungen 1), Paderborn 1988, bes. S. 52-54, Zitat S. 54.

[19] Die Listen von 1812 mit den von den Ossendorfer Juden 1808 angenommenen Familiennamen lagern im StaatsA Münster Kgr. Westphalen A 17 Nr. 21 sowie im StaatsA Marburg, Best. 76a Nr. 28,12 u. 28,20. Die Schreibweise der Namen variiert in beiden Listen.

[20] StaatsA Münster Kgr. Westphalen B 1 Nr. 159. Für diesen und andere Hinweise danke ich Herrn Dr. Bernd-Wilhelm Linnemeier.

[21] StaatsA Münster Kgr. Westphalen A 17 Nr. 12.

[22] Die Central Archives for the History of the Jewish People, German collections, bewahren unter der Signatur D/Os3 VII. Kultus das Protokollbuch und die Statuten der Ossendorfer Chewra Kaddischa aus den Jahren 1839-1879 auf. Ferner die Einnahmen- und die Ausgabenliste (vermutlich aus dem Jahr 1936) sowie eine Übersetzung der in hebräischer Schrift gehaltenen Statuten.

[23] Die Angabe basiert auf der „Übersicht der in den einzelnen Städten, Flecken u. Dörfern des Reg. Bez. Minden nach der Zählung im Jahr 1843 wohnenden Juden beider Geschlechter u. jedes Alters“, die im StaatsA Detmold, Best. M 1 II B Nr. 3941 zu finden ist. Vgl. auch Manfred Jehle (Hg.), Die Juden und die jüdischen Gemeinden Preußens in amtlichen Enquêten des Vormärz, Teil III: Enquête des Ministeriums der geistlichen, Unterrichts- und Medizinal-Angelegenheiten über die Kultus-, Schul- und Rechtsverhältnisse der jüdischen Gemeinden in den preußischen Provinzen 1843-1845. Provinzen Posen, Schlesien, Sachsen, Westfalen (= Einzelveröffentlichungen der Historischen Kommission zu Berlin 82/1-4), München 1998, S. 1243. Muhs, Zur Geschichte der jüdischen Gemeinden, S. 227 gibt für 1843 nur 88 jüdische Einwohner in Ossendorf an.

[24] Vgl. Friedrich Müller, Westfälische Auswanderer im 19. Jahrhundert – Auswanderung aus dem Regierungsbezirk Minden, Teil II: Heimliche Auswanderung 1814-1900 (= Beiträge zur westfälischen Familienforschung 47/48), Münster 1992 Nr. 1681, 12969, 13007, 13071, 13160, 13512, 13640, 13914, 13941, 13993 u. 14010.

[25] StaatsA Detmold Best. M 2 Warburg Nr. 516.

[26] Ebd., Best. M2 Warburg, Amt Warburg Nr. 1641.

[27] Ebd., Best. M 2 Warburg Nr. 516.

[28] Ebd.

[29] Vgl. M[ax] Grunwald, Altjüdisches Gemeindeleben. In: Mitteilungen der Gesellschaft für jüdische Volkskunde 1918, Heft 3 (1918) 55-64, bes. S. 56. Ob es sich bei der Ossendorfer Synagoge um einen gemieteten Betraum handelte, geht aus den hier zitierten Rabbinatsakten nicht hervor. Dies vermutet Muhs, Zur Geschichte der jüdischen Gemeinden und Synagogen, S. 220.

[30] Vgl. Grunwald, Altjüdisches Gemeindeleben, S. 56.

[31] StaatsA Münster Kgr. Westphalen A 17 Nr. 16.

[32] Vgl. Bernhard Brilling, Das Judentum in der Provinz Westfalen 1815-1945. In: Hegel Eduard / Stupperich Robert / Brilling Bernhard, Kirchen und Religionsgemeinschaften in der Provinz Westfalen, Münster 1978, S. 106-143, bes. S. 112-115; Arno Herzig (Bearb.), Jüdische Quellen zur Reform und Akkulturation der Juden in Westfalen (= Quellen und Forschungen zur jüdischen Geschichte in Westfalen 1), Münster 2005, S. 27f.

[33] Vgl. Jehle, Die Juden und die jüdischen Gemeinden Preußens, S. 1253.

[34] StaatsA Detmold, Best. M 2 Warburg, Amt Warburg Nr. 1641.

[35] Ebd.

[36] Vgl. Muhs, Zur Geschichte der jüdischen Gemeinden und Synagogen, S. 220.

[37] StaatsA Detmold, Best. M 2 Warburg Nr. 516.

[38] Ebd.

[39] Ebd.

[40] Handbuch der jüdischen Gemeindeverwaltung und Wohlfahrtspflege, hg. vom Bureau des deutsch-israelitischen Gemeindebundes [erschien 1887-1903 unter dem Titel: Statistisches Jahrbuch des Deutsch-Israelitischen Gemeindebundes; 1905: Statistisches Jahrbuch deutscher Juden], Berlin 1907-1925 [keine Veröffentlichungen von 1914-1923], hier Berlin 1905, S. 50.

[41] So die Auskunft des Rimbecker Synagogenvorstehers über den Unterricht in Rimbeck, Scherfede, Ossendorf, Bonenburg und Nörde von 1910. StaatsA Detmold, Best. M2 Warburg, Amt Warburg Nr. 1641.

[42] StaatsA Münster, Kgr. Westphalen A 17 Nr. 12.

[43] Ebd., Kgr. Westphalen A 17 Nr. 21.

[44] Vgl. Stratmann/Birkmann, Jüdische Friedhöfe, S. 87; Pracht, Jüdisches Kulturerbe, S. 231; Rudolf Bialas, Der jüdische Friedhof in Warburg. In: Jahrbuch Kreis Höxter 1993, Höxter 1992, S. 213-226, hier S. 224.

[45] Vgl. Adolf Diamant, Jüdische Friedhöfe in Deutschland. Eine Bestandsaufnahme, Frankfurt a. M. 1982, S. 145.

[46] Brief an den Regierungspräsidenten in Detmold vom 24. Dezember 1956. StaatsA Detmold D 100 Warburg Nr. 1556.

[47] Vgl. Pracht, Jüdisches Kulturerbe, S. 230f.

[48] StaatsA Münster, Fstm. Paderborn Hofkammer Nr. 3310.

[49] Vgl. Grunwald, Altjüdisches Gemeindeleben, S. 56.

[50] StaatsA Münster, Kgr. Westphalen A 17 Nr. 12.

[51] StaatsA Detmold M 2 Warburg Nr. 516,

[52] Ebd., M 2 Warburg, Amt Warburg Nr. 1641.

[53] Der Bericht ist abgedruckt in: Hermann Hermes, Die Reichskristallnacht 1938 im Raum Warburg: Eine Materialsammlung, Calenberg 1978, S. 18-22, Zitat S. 20 sowie in: Margit Naarmann, Der Novemberpogrom 1938 in Stadt und Region Paderborn im Spiegel der amtlichen Berichterstattung. Aus Anlaß der 60jährigen Wiederkehr des Pogroms 1938 in Verbindung mit der Erarbeitung einer Collage zum Pogrom 1938 in Paderborn aus den Ermittlungs- und Gerichtsakten zum Synagogenbrandprozeß, Paderborn 1998, S. 43-45, Zitat S. 44.

[54] Vgl. Hermes, Die Reichskristallnacht, S. 20f.

[55] Vgl. Naarmann, Die Paderborner Juden, S. 379-381.

[56] Vgl. Hermann Hermes, Deportationsziel Riga. Schicksale Warburger Juden, Warburg 1982, S. 88f.; Wolfgang Scheffler / Diana Schulle (Bearb.), Buch der Erinnerung. Die ins Baltikum deportierten deutschen, österreichischen und tschechoslowakischen Juden, Bd. I u. II, München 2003, S. 757.

[57] Gedenkbuch. Opfer der Verfolgung der Juden unter der nationalsozialistischen Gewaltherrschaft in Deutschland 1933-1945, Bd. 1 u. 2, bearb. vom Bundesarchiv, Koblenz, und dem Internationalen Suchdienst, Arolsen , Koblenz 1986, S. 1432.

[58] The Central Database of Shoah Victims’ Names in Yad Vashem; Scheffler / Schulle, Buch der Erinnerung, S. 757.

[59] Gedenkbuch, S. 1432.

[60] The Central Database of Shoah Victims’ Names in Yad Vashem.

[61] Gedenkbuch, S. 258; The Central Database of Shoah Victims’ Names in Yad Vashem; Scheffler / Schulle, Buch der Erinnerung, S. 742; Hermes, Deportationsziel Riga, S. 89 u. 98.

[62] The Central Database of Shoah Victims’ Names in Yad Vashem.

[63] Gedenkbuch, S. 1335; The Central Database of Shoah Victims’ Names in Yad Vashem.

[64] The Central Database of Shoah Victims’ Names in Yad Vashem.

[65] Ebd.; Gedenkbuch Berlins der jüdischen Opfer des Nationalsozialismus, hg. vom Zentralinstitut für sozialwissenschaftliche Forschung der Freien Universität Berlin im Auftrag des Senators für Kulturelle Angelegenheiten, Berlin 1995, S. 914.

[66] The Central Database of Shoah Victims’ Names in Yad Vashem; Gedenkbuch Berlins, S. 9.

[67] Zu allen drei Holocaustopfern siehe The Central Database of Shoah Victims’ Names in Yad Vashem.

[68] Vgl. Dina van Faassen, „Das Geleit ist kündbar“ (wie Anm. 12).

[69] Klaus Pohlmann, Vom Schutzjuden zum Staatsbürger jüdischen Glaubens. Quellensammlung zur Geschichte der Juden in einem deutschen Kleinstaat (1650-1900) (= Lippische Geschichtsquellen. Veröffentlichungen des Naturwissenschaftlichen und Historischen Vereins für das Land Lippe e.V. und des Lippischen Heimatbundes e.V. 18), Lemgo 1990.

[70] Vgl. dazu Ursula Olschewski, Die Erforschung der jüdisch-westfälischen Geschichte (wie Anm. 2) passim (mit bibliographischen Angaben).